Zur alimentären Kardiomyopathie des Hundes

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Aufgrund der hohen Nachfrage nach einem von mir und Frau Dr. Rade (Fachtierärztin für Tierernährung) veröffentlichten Artikels in der Fachzeitschrift KLEINTIERMEDIZIN, Ausgabe 6-2023: „Klinische Aspekte des Einflusses der Fütterung (getreidefrei vs getreidehaltig) auf die kardiale Funktion bei Hunden – eine Fallstudie an 48 Stunden“, mussten wir lernen, dass dem Verlag aufgrund des „Medizinprodukteschutzgesetzes“ eine Weitergabe eines medizinischen Fachartikels an Tierhalter nicht erlaubt ist. Das inkludiert auch ein Verbot den Artikel im Internet öffentlich zu machen. Daher eine kurze Zusammenfassung an diese Stelle.

Es ist seit etwa 6 Jahren Diskussion ob eine Herzvergrößerung und -schwächung bei Hunden aller Rassen einen Bezug zur Ernährung haben kann. Es dauerte nicht lange, bis sogenannte Boutiquefuttermittel in den Verdacht kamen, die sich durch Weizenfreiheit und hohen Anteil an Leguminosen und Soya auszeichneten. Diese Rezeptur gelangte zunehmend auch bei großen Anbietern in das Angebot. Unter der Tierhalterschaft entwickelte sich eine Ansicht, dass weizenfreie Ernährung besonders gesund sei. Dieses Weizenbashing wurde inzwischen von internationalen Studien in Skandinavien, Australien und in den USA durch die FDA widerlegt.

Im Unterschied zu den internationalen Studien, die auch klinische Stadien einer DKM berücksichtigt haben, haben wir in Hannover bei 120 Hunden überprüfen wollen ob ein ernährungsbedingter Effekt am Herzen diagnostisch bereits im Frühstadium auszumachen ist. Übrig geblieben sind 48 Hunde für die Auswertung, bei denen kein Medikament zusätzlich zur Futterumstellung gegeben werden musste, um möglichst wenige Einflussfaktoren in die Beurteilung zu nehmen. Massgebliche Faktoren, neben klinischen Merkmalen, waren die anatomischen Herzvermessungen nach internationalem Standard und exklusiv eine ein sehr moderne Methode, die die Funktion des Herzmuskels aus 6 einzelnen Abschnitten getrennt und in Verbindung beurteilt (Speckle Tracking). Hunde, bei denen eine Herzvergrößerung und nachlassende Herzmuskelfunktion zu attestieren war, wurden von der getreidefreien Ernährung auf getreidehaltige Kost umgestellt (Futter die Weizen in der Top 5 der Zusammensetzung aufweisen, zB Royal Canin adult als Standardfutter in der Studie, ohne Firmenunterstützung, ohne Abhängigkeit zum Label). In den ersten 3 Monaten wurde zusätzlich die Aminosäure Taurin substituiert. Das oder die Agentien, die den Unterschied machen sind bis heute nicht ganz klar. Man diskutiert, dass Taurin eine Rolle spielt; aber auch , dass Leguminosen/Soya einen direkten kardiotoxischen Effekt haben können.

Das interessante Ergebnis, war, dass alle Patienten auf die Futterumstellung positiv reagiert haben, es gab reduzierte Herzdimensionen und Zunahmen der Herzmuskelfunktionswerte in den Referenzbereich, zum Teil mit erheblichen, beeindruckenden Unterschieden. Einen Flop gab es gar nicht, manche Patienten verbesserten sich nicht in allen Kriterien, aber in denen die besser wurden deutlich.

In den nicht publizierten Follow Ups nach dem Kontrollzeitraum von 6 Monaten zeigte sich, dass die Werte stabil blieben, solange der Besitzer dem weizenhaltigen Futter treu blieb. Wurde es aus irgendwelchen Gründen abgesetzt, verschlechterten sich die Größen- und Funktionswerte messbar.

Somit ist die alimentäre Kardiomyopathie eine heilbare Krankheit, die Kunst ist die Diagnose zu finden, das Speckel Tracking ist keine verbreitete Untersuchung um frühwarnmässig für das Thema sensibilisieren zu können. Die aktuelle Datenlage stellt KEINE Warnung gegen getreidefreie Kost dar. Es mag rassetypische Unterschiede in der Empfindlichkeit geben, es gibt nach wie vor Zweifel an der Bedeutung dieser Kenntnislage auch im tierärztlichen Feld. Die Ergebnisse weltweit sollten ABER ein klarer Aufruf sein, dass Weizenbashing/-dämonisieren einzustellen und getreidehaltige Kost dem Hundehalter wieder anzubieten und verfügbar zu machen. Insbesondere Halter von Hunderassen, die genetisch bedingt zu dilatativen Kardiomyopathien neigen, sollten der Ernährung hohen Wert beimessen.

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